The Evolution of a Predator

  • Alles begann vor wenigen Wochen. Seit diesem regnerischen
    Tag hat sich alles verändert. Scheisse, so etwas habe ich noch nie erlebt. Und
    das obwohl ich schon die verrücktesten Dinge in den hinterletzten Löchern von
    Andromeda gesehen habe, das könnt ihr mir glauben. Aber alles der Reihe nach:

    San Ecotar. Das wirtschaftliche Zentrum Andromedas. Der
    ganze Planet besteht praktisch nur aus Wolkenkratzern, einer höher als der
    andere. Selbst diejenigen, die schon seit Jahren hier arbeiten, verlaufen sich,
    sobald sie ihr gewohntes Quartier einmal verlassen müssen. Banken, Börsen,
    Rohstoffhändler: Alle verdienen sie hier das grosse Geld. Doch es gibt auch
    noch die andere Seite der Wirtschaft, die mindestens so viel Kohle scheffelt
    wie die dicken Geschäftsmänner in ihren glänzenden Hochhäusern. Der
    Schwarzmarkt. Im Untergrund von San Ecotar gelegen ist er ein Paradies für
    Kopfgeldjäger wie mich. Hier fühle ich mich wohl. San’s Untergrund ist wie meine
    Heimat, die ich nie hatte.

    Jedes mal wenn ich die Hauptstrasse des Untergrunds zu
    meinem Stammlokal entlanglaufe, übermannt mich die Nostalgie. So auch an diesem
    verhängnisvollen Tag. Ich war 16 Jahre alt, als ich zum ersten Mal diese
    Strasse durchquerte. Mit zwölf lief ich von zuhause fort. Ich hielt es in
    diesem elenden Kaff, das meine Heimat sein sollte, nicht aus. Ich wollte schon
    damals Kopfgeldjäger werden. Einzelgänger, Waffenexperte, vertraut mit jeder
    Umgebung, immer am Rande zur Illegalität. Dieser Gedanke gefiel mir. Ich
    versteckte mich in einem Frachtschiff und flog weg, weit weg von all dem
    Provinziellen. Auf Transnada, dem Umschlagplatz der ganzen Galaxie, schlug ich
    mich als Schiffsmechaniker durch, mit der grossen Hoffnung, mich irgendwie
    einem Kopfgeldjäger anschliessen zu können.

    Vier Jahre lange habe ich billig aufgemotzte Jäger von
    Möchtegernhändlern repariert, bis sich mir endlich eine Möglichkeit bot, meinen
    Traum zu verwirklichen. Age, sozusagen der Pate aller Kopfgeldjäger, weilte in
    Transnada. Natürlich kam er mit seiner gesamten Leibgarde. So versuchte ich
    über einen seiner Sicherheitsleute ein Treffen in die Bahn zu leiten. Wenn ich
    als Mechaniker etwas gelernt habe, dann den Kunden etwas zu verkaufen. Nun
    musste ich mich und meine Fähigkeiten verkaufen. Ich erzählte dem breitgebauten
    Vorgonen irgendetwas von meinen Kampf- und Schiesskünsten und was für ein
    Überlebenskünstler ich sei. Gewisse Punkte waren tatsächlich wahr, andere waren
    masslos übertrieben. Der Vorgone schien jedenfalls beindruckt und drei Stunden
    später sass ich mit Age an einem Tisch in der privaten Lounge des teuersten
    Cafés auf dem ganzen Planeten.

    Scheisse, war ich damals nervös... Doch ich liess mir nichts
    anmerken und ging volles Risiko. Ich sagte Age, das er es bereuen würde, wenn
    er mich nicht an seiner Seite kämpfen liesse. Und tatsächlich: der über
    zweieinhalb Meter grosse Minbari war beeindruckt von meinem Mut und meiner
    Unverschämtheit. Er meinte, solcher Mut müsse belohnt werden.



    Long story short: Er nahm mich mit nach San Ecotar, ich wurde einem seiner Gefolgsleute
    ausgebildet, zog 3 Jahre mit Age durch Andromeda, verbreitete Angst und
    Schrecken und folgte schliesslich dem Rat meines Mentors und begann alleine
    Aufträge zu suchen. So fantastisch die Zeit mit Age gewesen war, Kopfgeldjäger sind
    Einzelgänger. Manche verstehen sich besser, manche schlechter, aber alle sind
    im Normalfall alleine unterwegs. Dies führt zwangsläufig zu Konkurrenzkämpfen
    innerhalb der Branche. Aber als ehemaliger Schützling von Age muss man sich
    keine grossen Gedanken um die Konkurrenz machen. So lange man es sich nicht mit
    dem Chef persönlich verscherzt.

    Doch genug Nostalgie für heute, ich war bereits bei meinem
    Stammlokal, „Zum alten Vorgonen“, angekommen. Ich behielt meine Kapuze tief ins
    Gesicht gezogen. Auch wenn ich mich hier im Untergrund wohl fühle, ist es immer
    von Vorteil, nicht erkannt zu werden. Der Besitzer des Schuppens war der Mann,
    welcher dem Lokal den Namen gab. Kaum hatte ich mich an den Thresen gesetzt,
    brachte mir der alte Vorgone das Übliche: Einen extra starken Kashak-Schnaps,
    die Spezialität des Hauses. Normalsterbliche kippen meist bereits nach einem
    Glas um. Ich habe in der Zwischenzeit eine Toleranz entwickelt. Ich leerte das
    Glas in einem Schluck und bevor ich das Glas auf den Tresen hauen konnte, hatte
    mir Al’akara, so hiess der alte Vorgone, bereits ein zweites hingestellt. Ich
    bedankte mich und nur einen Augenblick später fühlte ich eine Hand auf meiner
    Schulter. Eine Stimme flüsterte: "Ich wusste, dass ich dich hier finden würde, Viper..."

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