Gon(e)

Der Wohlstand auf seos liess sich in letzer Zeit durchaus sehen. Die Wirtschaft florierte und der Handel glich aus, was gerade knapp war. Und so war Tholgrir, der grosse Anführer seines Orionerimperiums, weil alles so gut lief, nicht mehr an seinem Schreibtisch zu finden, sondern immer öfter schon Nachmittags, ja teilweise auch schon morgens hinter einem Glas Absinth in seiner Stammkneipe anzutreffen. Zigarre rauchend prahlte er, was er für sein Volk erreicht hätte, und der Pöbel bejubelte ihn dafür. Tholgrir liebte diese Aufmerksamkeit. Es war die Aufmerksamkeit, die er früher nach einem ehrenvollen Kampf vom Schlachtfeld nach Hause getragen hatte. Da er nun das Kämpfen nicht mehr nötig hatte, musste er sie irgendwo anders suchen. Und da war diese Spelunke, in der er sich betrank, ein wunderbarer Ersatz.

Doch insgeheim wusste Tholgrir, dass sein Auftreten nur Schau war und der Alkohol ihm dabei half, zu verdrängen, was eigentlich in der Realität geschah. Die Ressourcen in den Transportern schrumpften mit jeder Schiffswerft, die fertig wurde, schneller. Und so fing er an, nach ein paar Gläsern Absinth die Kneipe zu verlassen und zur Flottenkontrolle zu laufen. Dort gab er den Auftrag, teilweise gar ohne Scan, das Kryptocenter anzuwerfen und eine fremde Kolonie zu krypten. Bei Gon’s Forschungsplanet zeigte sich dieses eine mal auch tatsächlich eine Flotte, die Unterwegs war, doch mehr als die Anzahl Flotten wurde aufgrund der Störsender nicht offenbart. Und so schwankte Tholgrir wieder zurück an seinen Stammplatz, zu seinem Glas Absinth und verdrängte die Ressourcenprobleme erneut.

Als er am Sonntag erwachte, dachte er sich, seine Routine zu ändern und die Probleme nun endlich anzugehen. “Einer muss heute fallen, sonst ist das gemütliche Daydrinking in einer Woche spätestens vorbei.” dachte er sich. Und so erhob er sich aus seinem Bett, putze seine Zähne, verliess das Haus und wie jeden Morgen, zündete er sich eine Zigarre an, bevor er den blauen Rauch aus dem Mund blasend in sein Büro marschierte. Im Büro angekommen druckte er die galaktischen Statistiken der Föderation aus und arbeitete jedes Imperium ab. “Bashbar, ja nein? Lohnenswert? Ja, nein?” prüfte er sorgfältig. Und so strich er ein Imperium nach dem anderen mit einem roten Stift durch. Fast die gesamte Galaxis war entweder im galaktischen Nichtangriffspakt zum Schutz kleiner Imperien oder zu stark für die Flotte, die draussen auf dem Rollfeld stand. Doch ein Imperium schien die perfekte Grösse zu haben, um siegreich aus dem Kampf zu kommen und doch die Ressourcenprobleme für längere Zeit zu lösen. Gon. Und als er die Zahlen verglich, erinnerte sich Tholgrir an den Krypt, der nur eine Flotte zeigte. Seine ernste Miene wich einem tollkühnen Lächeln und in seinen Augen begann das altbekannte Feuer aufzuflammen. Er stand auf, marschierte zur Flottenkontrolle und liess den Planeten scannen, liess das Raketensilo füllen und zerschoss die Verteidigungsanlagen. Und dann warf er ferngesteuert das Kryptocenter an. Mit Erfolg. Im Krypt sah er eine Flotte, doch leider zeigte der Krypt nur ein Viertelstunden Zeitfenster. Sofort griff Tholgrir zum Funk und funkte Yoda an. “Tholgrir an Yoda, Tholgrir an Yoda, ich brauche deinen Krypt” sprach er in das kleine Gerät. Doch eine Antwort blieb aus. Er versuchte es erneut. “Tholgrir an Yoda, Tholgrir an Yoda, grosse Beute wartet. Ich verzeih dir, dass du nicht reagierst, nur, wenn du gerade mit 30 Dirnen nackt im Bett liegst. Ansonsten beweg deinen Hintern und besorg mir den Krypt!” doppelte Thoglrir nach. Er hatte schon fast die Hoffnung verloren, doch dann begann der Drucker in der Flottenkontrolle den Krypt von Yoda auszudrucken. Von Yoda selbst jedoch immer noch keine Reaktion. “So müssen es wohl 20 Dirnen gewesen sein, wenn er zwar krypten kann, aber sich nicht meldet” dachte sich Tholgrir schmunzelnd und nahm das Blatt Papier mit den Flottendaten. “Bingo”, rief er laut. “Meine Freunde, heute wird ein heroischer Kampf gefochten! Heute wird seos zu unermesslichen Reichtümern gelangen, wie sie Andromeda noch nie gesehen hat. Heute wird wieder mal bewiesen, dass wir die gefürchtesten Räuber der Galaxis sind.”, sprach er heroisch zu den Arbeitern der Flottenkontrolle. Und auch wenn die Technologien da gewesen wären, rechnete Tholgrir dieses mal alles im Kopf aus. So wie früher, mit freudiger Miene. “Ich will den Planeten eine Stunde vorher schon mit EMP Angriffen bombardiert sehen! Noch einmal wird uns TO nicht den EMP versauen...” sagte er während dem Rechnen. Und kurze Zeit darauf hörte man von draussen Raketen starten. Die Flotten starteten später sekundengenau und auch die Trümmersammler hoben nach Plan ab. Alles verlief nach Plan und als die Schiffe vom siegreichen Kampf zurückkehrten, meinte Tholgrir nur: “Gon(e).”, verliess die Flottenkontrolle selbstsicher, kehrte in seine Stammkneipe an seinen gewohnten Platz zurück und feierte bis spät in die Nacht hinein mit unzähligen Gläsern Absinth seine riesigen Berge an Ressourcen.

KAMPFBERICHT

vom Planeten von Gon

Zeit: Heute, 19:24:02