Ein VBRler weiss, wann er geschlagen ist.

  • Es war ein regnerischer Montag, als Tholgrir in seinem Büro wieder einmal seine tägliche Zigarre rauchte und seine Post durchsah. Nachdem die Post nicht die benötigte, räuberische Befriedigung mit sich brachte, widmete er sich dem News-System des VBR. Im Register “Kampfempfehlungen” war eine kleine rote Eins zu finden, aber sonst strotzte das Portal von gähnender Leere. “Wird wohl wieder ESxIZ sein... Wieder einmal ein vermeintlich guter Kampf, der durch die grossen Herren des VBR, Argoth_Blade und mich abgeschmettert wird.” dachte sich Tholgrir. Er nahm einen tiefen Zug seiner Zigarre und klickte auf den Reiter. “So, so, dieses mal will er also die Terraner angreifen... KuroKira um genau zu sein... Das lohnt sich nicht einmal zu antworten, da würde ich die galaktische Regelungen zum Schutz kleiner Imperien missachten...” dachte er sich. Und so widmete er sich seinem Tagesgeschäft und vergass die Anfrage auf Unterstützung von ESxIZ wieder.


    Später, als Tholgrir gerade in seinem Orion Fighter auf dem Weg zu einer seiner Kolonien war, ertönte ein Funktspruch aus den dunkelgrünen Apparaturen. “ESxIZ an den VBR, ESxIZ an den VBR, bitte kommen.” füllte die rauschende Stimme des eifrigen jungen Räubers das Cockpit des Orion Fighters. Tholgrir griff den Funk und meinte: “Tholgrir hier, was gibts?”, worauf ESxIZ erneut versuchte, ihn zu überzeugen, KuroKira anzugreifen. Als Lockmittel sollten die Zelos Kreuzer von Imperator Ho-oi dienen, die dieser angeblich dort abgestellt hätte. Tholgrir wimmelte ab: “Nein, mein Lieber, da flieg ich nicht mit, da ist der gefürchtete Imperator Ho-oi im Hintergrund und wartet auf jemanden, der fliegt, um diesen dann mit Imperator peahi zusammen abzufangen. Nicht umsonst hat Ho-oi die Allianz gewechselt, weil es ihm zu Lasch erschien in der Alten... Ausserdem bin ich Save. Also kurz gesagt, KuroKira und Ihre bionische Roboterarmee würde ich nicht mal mit Wurmloch Antrieb 2 anfliegen.” Argoth_Blade, der offenbar die ganze Zeit mitgehört hat, ergänzte, “Dito, ich bin auch raus”. Tholgrir fragte sich, ob auch er solch eine Furcht in der Galaxis verbreitete, und fand den Gedanken erschreckend schön, auch wenn es womöglich ganz anders der Fall sein sollte. Zu lange war seine kriegerische Aktivität schon auf Sparflamme und zu lange waren seine Piloten gelangweilt und aufständisch, aufgrund der ständigen, langweiligen Save-Flüge und dem ausbleiben von Action.


    Am Nachmittag war Tholgrir in den Fabrikhallen der Andromeda Post vorzufinden, um weiter an der neuen Ausgabe zu werkeln. Die letzte Ausgabe war schon länger her und die Galaxis hatte es verdient, auf dem Laufenden zu bleiben. Erst kürzlich hatte er doch noch den vermeintlich letzten Inhalt zugeschickt bekommen. Einen Kampf, der die Ausgabe abrunden sollte. Und so tippte er, was das Zeug hält. Und doch fehlte etwas, etwas episches, etwas, das jeder einzelnen Ausgabe die gewisse Würze verlieh. Als er an dem Bericht schrieb, funkte ihn ESxIZ erneut an. “Fliegt jetzt niemand mit auf KuroKira Bastion?” Tholgrir rief auf seinem Laptop die galaktischen Statistiken auf, um ESxIZ den entscheidenden letzten Grund zu liefern, nicht mitfliegen zu können, nämlich dass damit ein Regelbruch einhergehe. Doch was Tholgrir dann sah, änderte alles und besiegelte sein Schicksal. KuroKira wurde von der galaktischen Föderation für eine Angriffsregelmissachtung gesperrt. Tholgrir griff zum Funk und lief zur Flottenkontrolle. “ESxIZ, warum zur Hölle hast du solch wichtige Details ausgelassen?” sprach er mürrisch in das kleine Gerät. Doch eine Antwort blieb aus. Als Tholgrir bei der Flottenkontrolle angekommen war, schickte er sofort Spionagesonden los. Als die Berichte kurze Zeit später eintrafen, vermeldeten sie wenig Beute, aber dennoch ein grosses Heer an Kampfschiffen, die vermutlich Ho-oi gehörten. Und erneut funkte Tholgrir ESxIZ an. “Siehst du, Ho-oi hat seine Schiffe dort stationiert. Die würden zwar ein wunderbares Trümmerfeld geben, aber dennoch ist da irgend ein Meister am Werk und versucht, den Schaden von KuroKira zu seiner Gunst zu nutzen.” ESxIZ liess aber nicht locker und versuchte weiterhin, Tholgrir zu überzeugen. Zu gut wusste ESxIZ, wie er Tholgrir um den Finger wickeln konnte. “Dein letzter Kampf ist schon eine Weile her...” und “Die Beute würde dir die Gentech finanzieren!” waren da nur einige wenige Argumente. Und so willigte Tholgrir widerwillig ein, seine Unterstützung mitzuschicken. Bis die Flotte aber einsatzbereit war, dauerte es noch ein Weilchen.


    Und so bereitete Tholgrir den Kampf vor. Auf einem Blatt Papier, altmodisch, wie er es mochte, rechnete er die Flugzeiten aus. Gleichzeitig liess er ein Trümmerfeld erstellen, um auch dies später nicht zu verpassen. Er liess den Planeten erneut scannen - Unverändert kamen die Bilder zurück. Alles schien nach Plan zu laufen. “Mit einem ein wenig verspäteten Start wären wir eine Stunde vor den galaktischen Statistiken verborgen” meinte er. ESxIZ willigte ein, noch ein paar Minuten zu warten. Und so flogen die Beiden kurz darauf wagemutig in eine vermeintliche Falle, die ihnen wohl die ganze Flotte kosten würde. Argoth_Blade erklärte noch, dass er aufgrund einer Expedition mit seinem Kindern auf einem seiner Dschungelplaneten die Flotte in die Tiefen des Weltalls geschickt hätte und so nicht unterstützend mitwirken könnte.


    Kurz nach dem Start meinte Tholgrir, ihm sei nicht wohl bei der Sache. Das Trümmerfeld werde ständig abgeräumt. Offenbar sei dies wirklich eine Falle. “Warte, ich fliege zurück und befehlige meine Flotte aus der Flottenkontrolle, ich versuche die List des Verteidigers durch eine noch klügere Kriegslist auszutricksen.” und so wendete sich der Orion Fighter von Tholgrir von seiner Heerschar an Schiffen ab und flog zurück. “Tausende Angriffe sollen es sein, tausende Angriffe von Haarp Spionagesonden, die einen Krypt endlos lange erscheinen lassen.” dachte er sich. Und so liess er von jensten seiner Kolonien Haarps starten, die KuroKiras Planeten regelrecht mit Kamikaze-Angriffen bombardieren sollten. Das Ziel der Angriffe wäre, dass Ho-oi mehr Zeit brauchen würde, den Hauptangriff zu suchen und sich Tholgrir somit aus dem vermeintlich sicheren Tod seiner Piloten retten konnte. Er funkte Argoth_Blade an: “Verabschiede dich von ESxIZ und meiner Flotte. Ich sage dir, da ist ne Falle dahinter.”


    Doch auch die langsamen Haarp-Selbstmord-Angriffe waren Tholgrir nicht genug, und so schickte er noch weitere Haarp Spionagesonden in den Tod, sodass er sah, ob eine Reaktion von Ho-oi kam. Dieses mal aber waren die Angriffe schneller. Er dachte sich, sollten viele Sonden den Kampf verlieren und den Drucker überlasten, so würde ein gelungener Angriff allenfalls nicht rechtzeitig im Papierstapel entdeckt werden können. All seine Gedanken, reine Spekulation. Er wusste, er hatte es hier mit einem weitaus raffinierterem Kriegshelden zu tun, als er es je sein könnte.


    Und weil ihm dies immer noch nicht reichte, fragte er seinen alten Freund Singularität an. “Bist du da und kriegslüstern?”, fragte er auf einem anderen Funkkanal. Doch Singularität antwortete nicht. Und so vergass Tholgrir die Idee wieder, dass, sollte er auf dem Rückflug abgefangen werden und seine Flotte verlieren, allenfalls auch Ho-oi seine Flotte verlieren müsste.


    Und dann ging der Kampf vorüber. Die Zelos Kreuzer, die auf dem Planeten zur Unterstützung untergebracht waren, waren verschwunden. “...womöglich heim geflogen, weil eine List unsererseits von Ho-oi gerochen wurde”, dachte sich Tholgrir. Aus Spass fragte er in den Funk: “Na, blinkt deine Angriffsleuchte schon, ESxIZ?” worauf von ESxIZ ein trauriges “Ja” kam, gefolgt von einem glücklichen “Haha ne, war nur Spass”, welches umrandet wurde, von dem Beginn des Blinkens von Tholgrirs Angriffsleuchte. Doch der Computer meldete nicht die Herkunft vom Planeten “Tschau”, sondern von “Alingujin”. Tholgrirs Augen wurden grösser. “Singularität?” fragte er ungläubig und zu sich selbst sprechend. Tholgrir ging das Notfallprotokoll C37j für eingehende Angriffe durch und rettete, was er konnte. Punkt 3 beinhaltete “EMP Tricksereien”, die er sofort bei ESxIZ beorderte. Doch als ESxIZ nachfragte, wie das gehen soll, hörte Tholgrir ein Rauschen am Himmel und sein Bildschirm wurde schwarz. Tholgrir schaute auf die Uhr. Sie war exakt 14 Minuten vor der Rückkehr seiner Flotte stehengeblieben. Tholgrir wusste nach diesem EMP Angriff, dass er bereits geschlagen war, schnappte sich eine Flasche Absinth und stieg in seinen Orion Fighter, wartete bis die EMP Cooldown-Time kam und flog mit seinen Infra-Schiffen in die tiefen weiten des Weltalls. Als er bereits ausserhalb des Radars von Singularität war, schenkte Tholgrir sich ein Glas Absinth ein, holte den Not-Funk aus dem bordeigenen faradäischen Käfig und funkte Singularität an. “Mein Freund, ich ziehe meinen Hut vor dir. Lange habe ich den kriegerischen Angriffen von jeglichen Imperatoren getrotzt, doch diesen Kampf hast du wahrlich mit Ehre gewonnen. Deine Strategie war makellos.” Singularität antwortete sichtlich nervös, dass der Kampf doch noch nicht vorüber sei und dass noch einiges möglich sei. Und doch habe er genau auf so etwas gewartet, VeV habe den ganzen Tag schon gekryptet. Worauf Tholgrir antwortete: “Nun, ein VBRler weiss, wann er geschlagen ist. Und nun hast du mir den letzten Artikel für die Andromeda Post geliefert. Einen Artikel, der die nötige Würze in die Ausgabe bringt. Ich freue mich, mich bald wieder mit dir zu messen, sobald ich meine Flotte wieder aufgebaut habe.”


    Kampfbericht folgt.

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